Herold Botschafter zwischen den Adelshäusern

Es ist ein in vielen Köpfen verbreitetes Klischee: Auf der einen Seite klammern sich Krieger mit blinkenden Waffen und zitternden Händen an ihren Festungsmauern fest, auf der anderen – drunten vor der Burg – sammeln sich die feindlichen Heerscharen zum Angriff. Doch bevor es losgeht, lösen sich Reiter aus den Reihen der Gegner und kommen auf das Burgtor zu. Ein Standartenträger, ein Trompeter – und im prunkvollen Gewand und mit wichtiger Miene der Herold. Der Verkünder der mehr oder weniger annehmbaren Bedingungen. Der Verbreiter offizieller Botschaften.

Die ersten mittelalterlichen Herolde entstammten dem niederen Stand. Sie übernahmen Botengänge im Dienste der Grundherren – vorzugsweise im Heerwesen. Seit dem 12. Jh. gewöhnten sich die Adligen mehr und mehr an, Wappen zum Zwecke der Wiedererkennung zu verwenden. Ein Herold, der mit Botschaften zwischen den Adelshöfen verkehrte musste sich demnach auch im Wappenwesen auskennen, und schließlich alle damit zusammenhängenden Feldzeichen interpretieren können. Tatsächlich stand das Amt des Herolds später Pate für die Bezeichnung der Kunde von den Wappen – der Heraldik.
Der Begriff für die Amtsbezeichnung tauchte indes im Deutschen Reich erst im 14. Jh. auf. Die Herolde trugen gewöhnlich Namen nach den Adligen, in deren Dienst sie standen (etwa Herold Gelre nach dem Herzogtum Geldern). Natürlich waren deren Wappenbilder auf den Amtsgewändern der Herolde angebracht.
Ihr Wissen um die Wappenkunde half den Herolden auch beim Turnierdienst, bei deren Vorbereitung und Durchführung sie oft beteiligt wurden. So versuchten sie die Turnierfähigkeit der Teilnehmer durch Interpretation ihrer heraldischen Zeichen festzustellen, wenn sie die Herren nicht sowieso schon durch ihre Botengänge kannten. So mancher Herold legte sein Wissen in so genannten Wappenbüchern nieder. Die wiederum wichtig für die Überlieferung in spätere Zeiten waren.

Quellen: Wilhelm Volkert; Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters; C.H.Beck; München; 1991

Artikel aus der Rubrik „Chronik“

  • Auf Kreuzfahrerspuren in Israel

    Eine Reise, die 2009 durch Israel und Jordanien führte. Hinein in die Geschichte, zu touristischen Juwelen und aktuellen Themen des Nahen Ostens. Dieser Bericht folgt den Spuren eines gewissen Friedrichs II.

  • Politik und Kriegführung im 15. Jahrhundert

    Vor 600 Jahren begann ein Jahrhundert der Wandlungen: Entdeckungen, die Geburt neuer Reiche – und die Rückkehr der Infanterie. Marcel Bieger geht dem 15. auf den Grund.

  • Plaudereien eines balneators

    Wie sah er wohl aus, der typische Tag im Leben eines römischen Bademeisters? Über Langeweile kann Cornelius, unser fiktiver balneator in den antiken Trierer Thermen nicht klagen. Dies ist seine Geschichte.

  • Roland - ein europäischer Mythos

    Das größte Heiligtum Dubrovniks, des ehemaligen Stadtstaates an der Ostadria, war die Freiheit. Non bene pro toto libertas venditur auro, „Freiheit kann um kein Gold dieser Welt verkauft werden“, steht an der Mauer der Festung Lovrjenac.…

Ihr Kommentar zum Artikel „Botschafter zwischen den Adelshäusern“


Sie sind angemeldet als

abmelden