Comitatus 2009: Kalkriese bleibt im Fokus

Akteure von Foederati Fabricae, Chasuari und Projekt Germani gegen die Cohors I Germanorum. © Hendrik Seemann

Der Zusammenschluss vieler Germanendarsteller „Comitatus“ bereitet sich weiter auf das Großereignis im Jahr 2009 vor – den 2000. Jahrestag der Varusschlacht. Darsteller Markus Gruner berichtet bei chronico.

Perspektiven für ein Jubiläum

Anderthalb Jahre ist es nun ungefähr her, dass sich historische Darsteller aus ganz Deutschland unter dem Begriff „Comitatus“ zusammenschlossen, und sich in einem Internetforum gleichen Namens zu organisieren begannen. Dieses dem Latein entlehnte Wort beschreibt das Phänomen der germanischen Gefolgschaft und war die Basis, auf der sich der stammesübergreifende Widerstand gegen die römische Besatzung formierte.

Anlass für die Gründung des Zusammenschlusses bot die Perspektive, im Jahr 2009 mit qualitativ hochwertiger Ausrüstung und Know how an einem Großereignis teilnehmen zu können, welches den 2000. Jahrestag des germanischen Sieges über die Legionen des Varus feiert. Im niedersächsischen Museumspark Kalkriese, im Frühjahr dieses Jahres, trafen sich die Aktiven aus sieben Gruppen, die sich der historisch korrekten Darstellung der Jahre um die Zeitenwende verschrieben haben, und probten den „Aufstand“ – bei den Römerspielen.

Proben in einer Wehranlage

Authentisches Lagerleben und nicht zuletzt eine Wallaktion, die die von 2005 schon deutlich überbot (die Römerspiele in Kalkriese finden alle zwei Jahre statt; Anm. d. Red.), begeisterten nicht nur das Publikum. Auch die Akteure bekamen eine Vorstellung von der Wirkung koordinierter Massenszenen.

An genau diesem Punkt knüpfte auch das diesjährige Germanen- und Römerfest auf der „Funkenburg“ in Thüringen an. Bei dieser Befestigung auf einer Gesamtfläche von rund vier Hektar handelt es sich um eine am originalen Ort rekonstruierte Wehranlage aus der vorrömischen Eisenzeit, die bis um die Zeitenwende existierte und im 1. Jahrhundert aufgegeben wurde.

Diese authentische Kulisse bildete den Hintergrund für das diesjährige Fest zu dem die „Haustruppe“ Foederati Fabricae am dritten Augustwochenende eingeladen hatte. Zahlreiche Aktive aus den Gruppen Chasuari, Cohors Prima Germanorum, Projekt Germani und freie Darsteller waren der Einladung gefolgt und wussten das Ambiente und die Gastfreundschaft zum wiederholten Male zu schätzen.

Doch außer zum Feiern blieb auch Zeit für historisches Handwerk, Führungen durch die Lager der einzelnen Gruppen und Übungen in Kampfverbänden und Formationen. Denn auch dies ist eines der Anliegen von Comitatus: zu verdeutlichen, dass es mehr braucht als wildes Anrennen gegen routinierte Berufssoldaten, um drei Legionen auszulöschen, wie es im Jahr 9 n.Chr. geschah! So wurde taktiert und manövriert, beraten, Kampfweisen verglichen, Nah- und Fernkampf zur Freude des Publikums und der Darsteller vorgeführt. Nun lässt sich unschwer erkennen, dass das, was vor über einem Jahr zaghaft begann, jetzt greifbare Ergebnisse zeitigt. Comitatus nimmt Gestalt an und die Akteure hoffen gleiches für ein Konzept des Veranstalters von 2009!

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5 Kommentare

  1. Gibt es einen derartigen Zusammenschluss eigentlich auch für die römischen Gruppen oder kocht da jede Einheit ihr eigenes Süppchen für 2009 ?

    10. September 2007, 07:09 Uhr • Melden?
    von Torsten Kreutzfeldt
    1
  2. Es ist noch ein wenig verfrüht sich über die Koalitionen zwischen den einzelnen Römischen Darstellungsgruppen Gedanken zu machen. Ich denke es läuft wie immer…..,die Veranstalter, ob Museen oder andere Institutionen, engagieren Interessengemeinschaften bzw Vereine und diese wiederum empfehlen dann ihre Partner, mit denen sie üblicherweise gemeinsam auftreten. Und dann..mit sehr viel Glück und Angagement, ergeben sich auf einigen Veranstaltungen durchaus harmonische Zusammentreffen mit anspruchsvollem Programm und interessanten Projekten.
    Meine Idee von einer runden Sache für das Varusjahr wäre, wenn sich die Gruppen untereinander absprechen und was Eigenes Großes auf die Beine stellen würden. Von mir aus auch für die Dauer von mehreren Tagen.

    20. September 2007, 14:09 Uhr • Melden?
  3. Da es keine offizielle Verlautbarung der Veranstalter gibt, werden sich die Römergruppen zurückhalten. Auf Grossveranstaltungen wie Xanten oder Kalkriese hat sich gezeigt, dass man durchaus in der Lage ist, koordiniert zu agieren. Da es seitens der Legio XXII schon seit längerer Zeit Absprachen und gemeinsame Aktionen mit den Chasuariern und Comitatus gibt, sehe ich für eine gemeinsame Aktion 2009 keine Probleme. Nur wenn die Veranstalter sich nicht irgendwann rühren, ist der Zug abgefahren und in Deutschland hat man die Chance auf eine einmalige Grossveranstaltung totbürokratisiert.

    08. Oktober 2007, 15:10 Uhr • Melden?
  4. Unter diesen Umständen kann ich die Zurückhaltung der Römergruppen sehr gut verstehen. Ich stimme Dir auch zu bez. der möglicherweise vertanenen Chance. Das wäre sehr schade. Und hieße auch dieses Datum möglicherweiser einigen Wirrköpfen zur freien Verfügung zu überlassen. Die Leute von Chronico werden auch weiter an dem Thema dranbleiben, da bin ich mir ziemlich sicher. Vielleicht sehen wir ja bald ein Licht im dunklen Wald schimmern. Auf jeden Fall danke für Eure Stellungnahmen.

    09. Oktober 2007, 07:10 Uhr • Melden?
  5. Es wäre sehr, sehr wünschenswert, wenn das Museum Kalkriese, als Veranstalter, hierzu endlich eine klare Ansage machen würde. Viele (gute) Darsteller stehen bereit und sind auch willens hier eine “gute Show” abzuliefern. Das kann aber nur funktionieren wenn genügend Zeit zur Vorbereitung bleibt. Ich kann nur hoffen, daß hier nicht die Chance zu einem wirklich großen Event, einfach nur “verbummelt” wird.

    13. Oktober 2007, 18:10 Uhr • Melden?

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