Weltkulturerbe 55 Wege am Limes

Das Weltkulturerbe der Unesco hat jetzt einen neuen Schützling dazu bekommen: den Limes, oder besser das, was von ihm übrig geblieben ist. Und das, so kommentieren deutsche Wissenschaftler, sei weniger der militärischen als vielmehr der friedlichen Funktion zu verdanken. Der Limes, so wird oft kommentiert, hielt nicht einfach nur kriegerische Gruppen auf, sondern förderte den Grenzhandel zwischen Rom und Germanien auf das Prächtigste. Damit war ein wesentlicher Grundstein für die Entwicklungen der Spätantike und damit für das später entstehende Deutsche Reich gelegt. 55 Ausflüge an diesen ungewöhnlichen Grenzwall beschreibt ein Buch aus dem Theiss Verlag.

Unscheinbare Spuren

Der Autor Andreas Thiel ist Geschäftsführer der Deutschen Limeskommission und damit Herr über das archäologische Geschehen am Limes. Der Grenzwall, dessen jüngste Ausgabe, der Obergermanisch-Raetische Limes, um 160 n.Chr. entstand, ist mit rund 550 Kilometern das größte archäologische Denkmal in Deutschland. Seine immense Bedeutung für das Kulturleben will Thiel mit dem vorliegenden Buch deutlich machen.

Für Thiel ist das eine Lebensaufgabe, denn er steht auch dem Projekt “Weltkulturerbe Limes” vor. Dieses Ziel hat er nun erreicht. Nun sollen die Besucher den an vielen Stellen erlebbaren Wall genießen. Thiel nimmt den neugierigen einfach mit. Das Buch “Wege am Limes” ist ein klassischer Führer zu den exponierten und weniger bekannten Limesabschnitten, die noch heute zu sehen sind.

Dabei lenkt der Autor den Blick nicht nur auf die großen Klassiker, wie die Kastelle Saalburg und Aalen, sondern auf eher unscheinbare Spuren. Manchmal ist der Limes nichts weiter als ein Geländeeinschnitt, eine unnatürlich wirkende Linie auf einem Feld. Anderenorts folgen die Gassen mittelalterlicher Orte seltsamen rechtwinkligen Formen – sie stehen schlicht auf den Grundrissen eines verschwundenen Kastells. 60 große und noch einmal so viel kleinere Kastelle hat es an dem Grenzwall vom Rhein bis zur Donau gegeben.

Handlich, griffig, informativ

Das Buch begeistert in seiner schlichten inhaltlichen Aufmachung. Es ist beinahe notorisch übersichtlich mit seinen knapp formulierten Artikeln und Hintergrundkästen. Klar gegliedert wie der Wall, um den es geht.

55 Wege zum Limes beschreibt Thiel. Zum Beispiel zur Saalburg, einem typischen römischen Grenzkastell, wie der Autor schreibt. Zunächst liefert er in knappen Worten die Geschichte der 85 n.Chr. gegründeten Befestigung. Der Leser erfährt etwas über Aussehen und Struktur der Anlage, die Geschichte ihres Wiederaufbaus vor gut 100 Jahren und das Museum. Kritisch setzt sich Thiel auch mit dem Anspruch “authentisch nachempfunden” auseinander. Das Kapitel beschließt ein Kasten mit praktischen Hinweisen zum Zielort – in diesem Fall Anfahrtsbeschreibungen, Öffnungszeiten des Museums und die Kontaktdaten.

Exakt diesem Muster folgen auch die anderen 54 Reisetipps. Thiel hat sie in sechs Regionen zusammengefasst und setzt für jedes Gebiet noch eins drauf: die detaillierte Beschreibung eines Limes-Wanderweges mit gutem Kartenmaterial.

Vertiefende Artikel, etwa zu der Baustruktur der Limestürme, dem Alltag der Soldaten oder Bevölkerung am Grenzwall, runden diesen kleinen, aber wunderbaren Führer ab. Die Übersicht ist vorzüglich, die Informationen nachvollziehbar. Eine schönere Einladung an den Limes kann es gar nicht geben. Allenfalls wäre ein handlicheres Taschenbuchformat zu empfehlen. Aber das widerspricht wohl der Verlagspolitik…

Artikel aus der Rubrik „Medien“

  • Völker Germaniens unter der Lupe

    Varusschlacht, Schlacht im Teutoburger Wald – es gibt einige Namen für das Ereignis im Jahre 9 nach Christus. Dessen Jahrestag steht bevor, entsprechend groß ist die Bücherflut zum Thema. „Die Germanen“ stellen wir hier vor.

  • Musica Romana auf Spurensuche

    Die griechische und römische Antike steckt voller musikalischer Geschichten. Ob einfache Hirten, Gelehrte oder rauschende Feste – Musik gehörte stets dazu. Nur, wie klangen diese Melodien? Musica Romana hat die Antwort.

  • Meister des historischen Romans

    Gisbert Haefs und Bernard Cornwell – das sind zwei brachiale Erzähler. Die in wortgewaltiger Manier Futter für gutes Kino im Geiste bieten. Die Rede ist von kaiserlicher Rache, Alexander dem Großen und Englands Legenden.

  • Drei Arten Melancholie

    Raumklang schickt Musiker gern für Aufnahmen in Kirchen. Daher kommt das gewisse Etwas, das den Alben des Labels für Alte Musik eigen ist: ein Nachhall, der die Melodien sanft umgibt. Eine musikalische Reise in schwindelnde Höhen.

Ihr Kommentar zum Artikel „55 Wege am Limes“


Sie sind angemeldet als

abmelden