Corvus Corax und Qntal Könige für einen Abend

Gut, die Bühne musste wandern. Technische Probleme machten einen Umzug vor das Marktgelände des Herrenhäuser Ritterspektakels in Hannover unumgänglich. Doch die Darstellergruppen vor Ort griffen mal eben mit zu - und schon stand dem abendlichen Musikerlebnis nichts mehr im Weg. Ein wenig Verspätung vielleicht. Was sollÂ’s, mehr als 800 Fans feierten gestern schließlich die Bands Qntal und Corvus Corax.

Das Trio Qntal legte vor. Man weiß ja, was die Haudegen von Corvus Corax bieten, also Bühne frei zunächst für die klassischen Melodieinterpretationen von Qntal-Frontfrau Syrah (Sigrid Hausen). Nicht umsonst ist sie eine der bedeutendsten Fachfrauen für alte Musik. Ein Talent, das sie auch in die Formation Estampie einbringt. Klassischen Background bieten auch die beiden Mitstreiter Fil Groth und Michael Popp (auch bekannt als Ex-Mitglied von Deine Lakaien).
Nun bieten Qntal einen berauschenden Mix aus mittelalterlichen Melodien und elektronischem Sound, mal getragen und träumerisch, mal krachend daher kommend. Und Fil legt sich am Synthesizer mächtig ins Zeug. Manchmal so sehr, dass die fantastische Stimme von Syrah etwas im Sound unterging. Doch der Funke sprang sachte über, das Publikum ging mit. Schade nur, dass Qntal streng nach Programm spielte, mindestens eine Zugabe wäre sicher drin gewesen.
Dafür geizten die Jungs von Corvus Corax nicht mit ihrem Fundus an brachialem Mittelaltersound. Wer nur ein bisschen für diese eigenwillige Interpretation hochmittelalterlicher Stücke übrig hat, muss diese Band einfach mal live erleben. Für solche Auftritte ist diese Musik gemacht. Und das Zusammenspiel der nicht weniger eigenwilligen Musiker in ihren barbarischen Kostümen und den mächtigen Instrumenten ist ein Erlebnis. Man muss sie nicht lieben, aber Trommelgedröhn, Sackpfeifenklänge und der unablässige Bewegungsdrang der Band reißen einfach mit.
Und die Fans ließen sich nicht lange bitten. “Einfach klasse, wie viel alte Stücke die auch spielen”, ruft einer begeistert. Ganz gleich ob Gothicfans, eisenrasselnde Krieger aus dem Ritterlager oder die ganz normale Familie – die Reihen wogten im Takt hin und her. Corvus Corax belohnte mit etlichen Zugaben. Man kann sich darüber streiten, ob die Mitglieder tatsächlich die “Könige der Spielleute” sind, wie sie sich selbst nennen. An diesem Abend waren sie es. Wer diese Truppe gesehen hat, weiß, wo viele andere Bands ihre Wurzeln haben.

Artikel aus der Rubrik „Medien“

  • Meister des historischen Romans

    Gisbert Haefs und Bernard Cornwell – das sind zwei brachiale Erzähler. Die in wortgewaltiger Manier Futter für gutes Kino im Geiste bieten. Die Rede ist von kaiserlicher Rache, Alexander dem Großen und Englands Legenden.

  • Ein Traum in Gold

    Filigrane Schmiedekunst, Gold aus Jütland, reiche Königsgräber, Schätze aus Europas Norden und die alten Meister – das sind die Zutaten für ein Sachbuch rund um einen edlen Stoff. Bettina von Stockfleth hat es gelesen.

  • Götterdämmerung in Alexandria

    „Agora – Die Säulen des Himmels“ läuft am 11. März in den Kinos an. In dem Film von Alejandro Amenábar geht es um das spätantike Alexandria, Glaubenskämpfe, um Philosophie. Und um eine historische Figur: Hypatia.

  • Der Zauber mittelalterlicher Musik

    Ein Special zu Vertonungen historischer Musik: Das Lochamer Liederbuch aus dem 15. Jahrhundert erwacht zu neuem Leben. Vox Resonat treten als „Spielleute Gottes“ auf. Und es gibt eine Musikreise ums Mittelmeer.

Ihr Kommentar zum Artikel „Könige für einen Abend“


Sie sind angemeldet als

abmelden