Lexikon Lexikon des Mönchtums und der Orden

Aus Kardinal Joseph Ratzinger wurde nun Papst Benedikt XVI. Der Papstname verweist unter anderem auf Benedikt von Nursia - den Kirchenhistoriker als "Vater des Abendlandes" bezeichneten. Und immer wieder geistert durch die Medien, dass der neue Papst der Laienbewegung Opus Dei nicht besonders nahe steht. Wer jetzt "Bahnhof" versteht, dem kann geholfen werden: Mit dem vorliegenden Lexikon bringt der Stuttgarter Reclam Verlag ein Werk auf den Markt, in dem all diese Dinge nachzuschlagen sind. Aber auch darüber hinaus erweist sich das Buch als verlässlicher Führer durch die monastische Welt des abendländischen Christentums.

Blick aufs Abendland

Rund 700 Fachbegriffe erläutert Isnard W. Frank OP – emeritierter Professor für Kirchengeschichte der Universität Mainz – in diesem Lexikon. Der Übersichtlichkeit wegen beschränkt er sich allerdings auf den abendländischen Teil des christlichen Mönchtums. Auch verzichtet Frank auf die Betrachtung der monastischen Strömungen des reformatorischen Christentums (einschließlich der anglikanischen Kirche). Und so finden auch außerchristliche “Mönchsbewegungen” wie des Buddhismus oder Hinduismus hier keinen Eingang.

Zu entdecken gibt es für den neugierigen Laien, aber auch für den Wissenden ohnehin genug. Und so füllt das Lexikon durch seine stringenten Querverweise von einem Begriff zu thematisch nahe liegenden anderen seine Nachschlagefunktion. Zur besseren Einordnung des Inhalts bietet der Autor eine ausgiebige Einführung ins Thema. Wenn auch in sehr wissenschaftlichem Stil, aber dennoch gut lesbar, zeigt Frank die Entwicklung vom Eremitenwesen der Spätantike bis hin zum bedenklichen Mitgliederschwund der Orden in der Gegenwart.

Auf diesem Streifzug verweist der Autor schließlich auch auf die Bedeutung des Benedikt von Nursia (um 480-560), der auf dem italienischen Monte Cassino die Urform des klassischen Klosters schuf und mit seiner Regel – die auch nach ihm benannt wurde – die Grundlagen für das Alltags- und Geistesleben der Brüder legte. Überblicksartig bekommt der Leser auch Details der cluniazensischen Reformbewegungen des 11. Jh. oder der im 13. Jh. entstandenen Bettelorden vermittelt.

Erklärung von “Mysterien”

Es macht Spaß, im Lexikonteil zu blättern. Oft gehörte, doch selten verstandene Begriffe tauchen hier auf und werden vom Autor knapp und bündig mit Leben erfüllt. Und so klärt sich auch auf, dass “Opus Dei”, lateinisch für “Dienst für Gott”, zunächst den liturgischen Gottesdienst meint, wie er zentral in der Benedikt-Regel zu finden ist. Zum anderen bezeichnet er eben jene geheimnistuerische Laienbewegung Opus Dei, die seit 1928 existiert, und seit 1982 allein dem Papst verantwortlich ist. In so manchem modernen “Vatikan-Thriller” erscheint diese fromm auftretende Organisation als Ort dunkler Mächte. Schade, dass auch Frank sich hier nicht weiter über diesen Orden auslassen kann…

Natürlich begegnen uns in dem Werk auch die christlichen Ritterorden. Ihnen ist einer der längsten Beiträge im Lexikon gewidmet. Mit sicherer Hand skizziert Frank deren Bedeutung vor dem Hintergrund des missionarischen Sendungsbewusstseins der katholischen Kirche und den Kämpfen im Heiligen. Neben den drei wichtigsten Ritterorden des Hochmittelalters benennt Frank auch einige unbekanntere, die im Laufe der Reconquista auf der iberischen Halbinsel entstanden. Zu kurz geraten ist allerdings der Verweis auf die neuzeitlichen so genannten Verdienst- und Hausorden, die einzelnen Fürstenhäusern nahe standen. Als Beispiel ist allein der burgundisch-habsburgische Hausorden vom “Goldenen Vließ” (gegr. 1430). Die Gründe dürften in der zunehmenden Weltlichkeit dieser Orden liegen.

Fazit

Das Lexikon liegt im bewährten handlichen Reclam-Format vor. Die Beschränkung auf die abendländische Entwicklung kommt der sehr guten Übersichtlichkeit zugute. Das allerdings bringt auch einen Erwartungsdruck an den Verlag mit sich, sich auch des orthodoxen bzw. außerchristlichen Mönchtums anzunehmen.

Ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis bietet Empfehlungen für weiteres Studium und eine detaillierte Liste der gängigen Abkürzungen der Ordensgemeinschaften erleichtert das schnelle Erkennen der jeweiligen Sigel. Diese sind seit dem Spätmittelalter gebräuchlich. Das Anhängsel am Autorennamen – “OP” bezeichnet etwa den Ordo Fratrum Praediatorum (Dominikaner-Orden). Und bei der Fülle der vielen Orden erscheint auch die Herkunft des Wortes “Mönch” beinahe ungewöhnlich: es kommt vom griechischen monos, was “allein” oder “einsam” bedeutet.

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