Katalog Saladin und die Kreuzfahrer

Ein Jahr lang rücken drei Museen das Aufeinandertreffen der abendländischen und orientalischen Welt in den Mittelpunkt. Bis November 2006 widmen sich das Landesmuseum Halle, das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg und das Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim verschiedenen Schwerpunkten eines Themas: den 200 Jahre währenden Kreuzfahrerstaaten und ihren europäischen Spuren. Die komplette Übersicht gewährt das Begleitbuch „Saladin und die Kreuzfahrer“ aus dem Verlag Philipp von Zabern. Das Buch ist ein Muss für jeden, der sich mit der Zeit des Hochmittelalters beschäftigt.

Ein fast vollständiges Bild

Der Mainzer Zabern-Verlag steht seit jeher für niveauvolle Katalog-Handbücher mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Darin macht auch der neu erschienene Band keine Ausnahme. Das großzügig ausgestattete Werk versammelt aktuelle Beiträge von Fachautoren. Bis auf eine kleine Ausnahme bieten die Essays in ihrer Gesamtheit einen umfassenden Einblick in die politischen, militärischen und kulturellen Aspekte der Epoche von 1095 bis 1291. Die Betrachtung des Transport auf dem Seeweg mit den gewaltigen logistischen Dimensionen fand leider keine Beachtung.

Ansonsten folgt der Band konsequent dem Ausstellungskonzept: Gewissenhaft stellen die Autoren die abendländische und muslimische Sicht auf die Dinge gegenüber. Beide Kulturkreise und ihre unausweichlichen Berührungen – sei es im Krieg, sei es im Frieden – werden ausführlich und verständlich beschrieben.

Detailliertes Wissens-Mosaik

Eine vollständige Aufzählung der Themen würde hier zu weit führen. Beispielhaft seien diese genannt: das Leben der beiden großen Kontrahenten Saladin und Richard Löwenherz, der Kreuzzug Friedrich II, die Entwicklung der Städte an der Levante, „fränkische“ Angriffe und muslimische Reaktionen, zeitgenössische Quellen, der sarazenische Impuls auf die europäische Musik.

Das Skizzieren von Hintergründen wird auch im Katalogteil fortgesetzt. Thematisch ist dieser Part in fünf Teile gegliedert: Jerusalem und die christlichen Pilger, orientalische Hofführung, die Kreuzfahrer im Orient, Begegnung oder Konfrontation? Sowie das überlieferte Bild von Saladin und dem Orient in den folgenden Epochen. Kleine Beiträge geben diesen Kapiteln einen festen Rahmen und ordnen die beschriebenen Stücke ein. Damit ist das Buch jenseits von bloßer Aufzählungspraxis und wird zu einem wertvollen Nachschlagewerk auch für Leser, die keine der drei Ausstellungen besuchen.

Fazit

Das großformatige Begleitbuch präsentiert die wichtigsten aktuellen Erkenntnisse zur Kreuzzugsgeschichte. Zeittafeln, Herrscherdynastien und ein hervorragendes Kartenmaterial vervollständigen das Angebot. All dies macht das Buch zu einem der besten Werke über die Kreuzzüge, die es derzeit auf dem Markt gibt. Der Subskriptionspreis von 39,90 Euro (gilt bis 31. September 2006) ist absolut fair.

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